Die Unbeschwertheit der Mexikaner
in KulturEine der wertvollsten Eigenschaften die ich aus den 6 Monaten in Mexiko mit nach Deutschland gebracht habe, ist die Unbeschwertheit mit der die dortige Bevölkerung durchs Leben geht. Wie alles im Leben hat auch sie eine positive und eine negative Seite. Kommen wir zuerst zu den eher schlechten Aspekten, die ich persönlich aber auch zu lieben gelernt habe.
Ich schätze es gibt zu jeder Nationalität diesen total überdrehten Stereotypen, der auf keinen Fall der Realität entspricht, aber irgendwie halt doch schon seine Daseinsberechtigung hat. Der Engländer ist höflich, trinkt gerne Tee und hat immer einen Regenschirm dabei. Der Deutsche ist eher gefühlskalt und verschlossen, dafür aber sehr effizient. Und wenn man an so einen Stereotypen für Mexikaner denkt, hat man sicher einen Menschen im Kopf der gerade in der Mittagssonne Siesta macht und sein Gesicht dabei unter einem riesigen Sombrero versteckt.
Gruppenarbeiten an der Hochschule mit Mexikanern waren immer ein Erlebnis. In meiner Management Klasse gab es jemanden aus meinem Team der jedes Mal seine Tasche gepackt hat und gegangen ist, wenn wir eine Aufgabe kriegten. In anderen Modulen musste man sich oft außerhalb der Vorlesungen treffen und Problemstellungen bearbeiten. Wenn die Mexikaner einmal pünktlich waren, dann wurde keineswegs sofort losgearbeitet. Die erste halben Stunde war erst Mal ausgiebig „socializen“ angesagt, d.h. es wurde über alles geredet, nur nicht über die Aufgabe die machen musste. Als Deutscher kommt man sich natürlich erst Mal wie im falschen Film vor. Aber wie gesagt: Nur wenn sie pünktlich kommen. Ja und wenn nicht (der wahrscheinlichere Fall)?
Wer in Deutschland 10 Minuten zu spät kommt eröffnet in der Regel das Gespräch mit einem „Oh Gott, tut mir leid, ich bin zu spät weil … (beliebiger, in der Regel sinnvoller Grund). Wer in Mexiko 45 Minuten zu spät kommt startet mit „¿Qué honda wey?“ (Was geht ab Alter?) und fängt erst Mal an im Internet zu surfen. Interessanterweise kann man bei allen anderen Austauschstudenten und auch bei sich selbst feststellen, dass man sich sehr schnell an diese Gewohnheiten anpasst. In Deutschland muss man sich an die vorherrschende Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit dann erst wieder gewöhnen. Aber auch das gelingt einem recht schnell, also keine Sorge.
Diese Einstellung der Mexikaner hat auch abseits der Hochschule ihre Auswirkungen. Feste Zusagen („Heute Abend komme ich vorbei“) werden bspw. ohne vorheriges Absagen einfach nicht eingehalten. Das kann einem auf die Dauer schon auf die Nerven gehen, aber irgendwie lernt man damit ironisch umzugehen und es auf eine Art und Weise auch sympathisch zu finden. Ging mir jedenfalls so.
Aber wie bereits erwähnt hat dieses „Mexikaner-Gen“ auch seine Vorzüge. Wer gerne über andere Leute herzieht oder über belanglose Kleinigkeiten meckert, der wird in Mexiko Schwierigkeiten finden eine geeignete „Lästertante“ zu finden. Von diesen Problemen will man hier nichts wissen. Logisch – denn stattdessen kann man ja auch einfach glücklich und zufrieden sein. Und das sind die Mexikaner. Viel ausgeglichener und zufriedener als die meisten Deutschen die ich kenne und das obwohl sie sich in der Regel nicht Mal einen Bruchteil von dem materiellen Luxus leisten können, den wir hier gewohnt sind. Daraus lässt sich übrigens gleich die nächste wichtige Lektion Mexikos ableiten: Dinge und Sachen machen nicht glücklich, aber das ist ein anderes Thema 😉
Ich habe während meiner Zeit in Mexiko stets versucht mir die positiven Seiten des „mexican way of life“ anzueignen, ohne dabei auch die negativen Aspekte zu übernehmen. Ich denke es ist mir bis zu einem gewissen Grad auch gelungen. Immer, wenn ich mich heute mal wieder über den Laster vor mir im Straßenverkehr ärgere oder mich über das Wetter beschwere stelle ich mir zunächst die Frage: „Was würde ein Mexikaner jetzt davon halten?“ – und dann sind mir diese unnötigen Ärgernisse des Alltags schon wieder egal. Ist das nicht schön?
Euer Freund Florian
Eine der wertvollsten Eigenschaften die ich aus den 6 Monaten in Mexiko mit nach Deutschland gebracht habe, ist die Unbeschwertheit mit der die dortige Bevölkerung durchs Leben geht. Wie alles im Leben hat auch sie eine positive und eine negative Seite. Kommen wir zuerst zu den eher schlechten Aspekten, die ich persönlich aber auch zu lieben gelernt habe.
Ich schätze es gibt zu jeder Nationalität diesen total überdrehten Stereotypen, der auf keinen Fall der Realität entspricht, aber irgendwie halt doch schon seine Daseinsberechtigung hat. Der Engländer ist höflich, trinkt gerne Tee und hat immer einen Regenschirm dabei. Der Deutsche ist eher gefühlskalt und verschlossen, dafür aber sehr effizient. Und wenn man an so einen Stereotypen für Mexikaner denkt, hat man sicher einen Menschen im Kopf der gerade in der Mittagssonne Siesta macht und sein Gesicht dabei unter einem riesigen Sombrero versteckt.
Gruppenarbeiten an der Hochschule mit Mexikanern waren immer ein Erlebnis. In meiner Management Klasse gab es jemanden aus meinem Team der jedes Mal seine Tasche gepackt hat und gegangen ist, wenn wir eine Aufgabe kriegten. In anderen Modulen musste man sich oft außerhalb der Vorlesungen treffen und Problemstellungen bearbeiten. Wenn die Mexikaner einmal pünktlich waren, dann wurde keineswegs sofort losgearbeitet. Die erste halben Stunde war erst Mal ausgiebig „socializen“ angesagt, d.h. es wurde über alles geredet, nur nicht über die Aufgabe die machen musste. Als Deutscher kommt man sich natürlich erst Mal wie im falschen Film vor. Aber wie gesagt: Nur wenn sie pünktlich kommen. Ja und wenn nicht (der wahrscheinlichere Fall)?
Wer in Deutschland 10 Minuten zu spät kommt eröffnet in der Regel das Gespräch mit einem „Oh Gott, tut mir leid, ich bin zu spät weil … (beliebiger, in der Regel sinnvoller Grund). Wer in Mexiko 45 Minuten zu spät kommt startet mit „¿Qué honda wey?“ (Was geht ab Alter?) und fängt erst Mal an im Internet zu surfen. Interessanterweise kann man bei allen anderen Austauschstudenten und auch bei sich selbst feststellen, dass man sich sehr schnell an diese Gewohnheiten anpasst. In Deutschland muss man sich an die vorherrschende Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit dann erst wieder gewöhnen. Aber auch das gelingt einem recht schnell, also keine Sorge.
Diese Einstellung der Mexikaner hat auch abseits der Hochschule ihre Auswirkungen. Feste Zusagen („Heute Abend komme ich vorbei“) werden bspw. ohne vorheriges Absagen einfach nicht eingehalten. Das kann einem auf die Dauer schon auf die Nerven gehen, aber irgendwie lernt man damit ironisch umzugehen und es auf eine Art und Weise auch sympathisch zu finden. Ging mir jedenfalls so.
Aber wie bereits erwähnt hat dieses „Mexikaner-Gen“ auch seine Vorzüge. Wer gerne über andere Leute herzieht oder über belanglose Kleinigkeiten meckert, der wird in Mexiko Schwierigkeiten finden eine geeignete „Lästertante“ zu finden. Von diesen Problemen will man hier nichts wissen. Logisch – denn stattdessen kann man ja auch einfach glücklich und zufrieden sein. Und das sind die Mexikaner. Viel ausgeglichener und zufriedener als die meisten Deutschen die ich kenne und das obwohl sie sich in der Regel nicht Mal einen Bruchteil von dem materiellen Luxus leisten können, den wir hier gewohnt sind. Daraus lässt sich übrigens gleich die nächste wichtige Lektion Mexikos ableiten: Dinge und Sachen machen nicht glücklich, aber das ist ein anderes Thema 😉
Ich habe während meiner Zeit in Mexiko stets versucht mir diese Vorteile der Gleichgültigkeit anzueignen, ohne dabei auch die negativen Aspekte zu übernehmen. Ich denke es ist mir bis zu einem gewissen Grad auch gelungen. Immer, wenn ich mich heute mal wieder über den Laster vor mir im Straßenverkehr ärgere oder mich über das Wetter beschwere stelle ich mir zunächst die Frage: „Was würde ein Mexikaner jetzt davon halten?“ – und dann sind mir diese unnötigen Ärgernisse des Alltags schon wieder egal.
Euer Freund Florian