Muss ich Spanisch sprechen, um nach Mexiko gehen zu können?

in Soll ich gehen?
- Ein Jimador mit seinem Coa auf den Agavefeldern der Stadt Tequila

Ein Jimador mit seinem Coa auf den Agavefeldern der Stadt Tequila

No man should travel until he has learned the language of the country he visits. Otherwise he voluntarily makes himself a great baby – so helpless and so ridiculous. – Ralph Waldo Emerson.

Ich selbst habe mich von vielen Erfahrungsberichten zunächst täuschen lassen und mir eingeredet Spanisch zu lernen wäre nicht so wichtig. Sicherlich kann man auch ohne ein Wort Spanisch zu sprechen nach Mexiko gehen, aber empfehlen würde ich es euch auf keinen Fall. Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Seiten von einem Land. Die Seite die man kennenlernt, wenn man die vorherrschende Sprache spricht und die Seite die man kennenlernt, wenn man sie nicht spricht. Es ist eine sichere Wette, dass die Seite die man sieht, wenn man die Landessprache spricht die bessere ist.

Genau diese Erfahrung habe ich auch in Mexiko gemacht. Ich bin quasi ohne Vorkenntnisse dort hingegangen und habe mich gefühlt wie ein dämlicher Tourist. Hinzu kommt, dass ich auf die Hilfe von anderen angewiesen war. Ich weiß noch was für eine große Herausforderung es war ein Mobiltelefon zu kaufen und es anzumelden oder mein Visum zu beantragen. Ohne die Unterstützung von meinen Freunden, wäre ich an diesen Aufgaben wahrscheinlich gescheitert. In Mexiko sind die Englischkenntnisse der Bevölkerung trotz der Nähe zu den USA aufgrund des Bildungssystems wesentlich schlechter als hier in Deutschland. Lediglich im engeren Umkreis der Universitäten kann man sich sehr gut mit Englisch durchschlagen (Alle Mitarbeiter, Professoren und Studenten sprechen die Sprache sehr sehr gut). Wer aber nur ein bisschen über den Tellerrand vom Campus herausschauen will, kommt meiner Meinung nach an Spanisch auf keinen Fall vorbei.

Während meine Sprachkenntnisse mit der Zeit zunahmen, stellte ich fest, dass sich auch mein Eindruck auf die mexikanische Bevölkerung änderte. „Tu español es muy bien” – dein Spanisch ist sehr gut. Immer öfter hörte ich diese Worte, obwohl sie zum damaligen Zeitpunkt keineswegs etwas mit der Realität zu tun hatten. Eine bessere Übersetzung wäre deswegen eigentlich „Vielen Dank, dass du es probierst“ gewesen. Aber genau darum geht es. Sich mit der Landessprache auseinanderzusetzen zeugt von Respekt und Interesse für die Kultur. Im Ergebnis lief fast jeder Mexikaner den ich zukünftig traf nur so über vor Enthusiasmus, Lob und dem ernst gemeinten Bedürfnis mir seine Welt zu zeigen. Ich fühlte mich nicht mehr wie ein Urlauber, ein Gaffer und ein Gringo – ich fühlte mich wie ein Gast.

Die schlechte Nachricht ist, dass eine Sprache zu lernen sehr zeitintensiv ist. Es geht nicht von heute auf morgen und bedarf einiges an Disziplin. Es gibt viele Leute die mehrere Jahre einen Schulkurs in Französisch oder Spanisch belegt haben und immer noch nicht in der Lage sind ein simples Gespräch zu führen. Deswegen wird es keine Überraschung für euch sein, dass ein Sprachkurs der Hochschule eures Vertrauens alleine keine große Hilfe sein wird. Aber es gibt auch gute Nachrichten. Da es so viele Menschen gibt die Sprachen lernen wurden dafür mittlerweile sehr effektive Wege entdeckt und zu einer Wissenschaft weiterentwickelt.

In den späten 60ern begann ein französischer Psychologe und Lehrer namens Paul Pimsleur das Erlernen von Sprachen zu studieren. Er fand heraus, dass es bestimmte Intervalle gibt in denen man ein Wort hören muss, damit es sich im Langzeitgedächtnis festsetzt. Auf dieser Grundlage entwickelte er den mit Abstand besten Sprachkurs, den es gibt. Auch wenn er jetzt tot ist, lebt sein System durch eine Serie von Audio Sprachkursen namens „The Pimsleur Method“ weiter. Wenn du dich dafür interessierst schau hier vorbei und lies dir meinen vollständigen Erfahrungsbericht zu dem Programm durch.

Euer Freund Florian

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