Korruption im Straßenverkehr

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Mexikanische Polizei bei einer Umzugsparde in Guadalajara

Mexikanische Polizei bei einer Umzugsparde in Guadalajara

Eigentlich ging alles los wie immer. Wir, das sind zwei deutsche Kommilitonen und ich, haben uns spontan ein Ziel für unseren Wochenendausflug herausgesucht. Wir wollten über die nahegelegene amerikanische Grenze nach Texas fahren und dort die spottbilligen Einkaufszentren unsicher machen. Also die Straßenkarte eingepackt, ein Auto gemietet und los! Wir sind bereits 2 Stunden auf der Straße, aber immer noch in Monterrey da uns unsere Navigationsfähigkeiten komplett im Stich gelassen haben. Wie gesagt – es ging los wie immer. Doch dann kommt unser Fahrer im chaotischen mexikanischen Straßenverkehr plötzlich auf die Idee rechts zu überholen. Und wie sich herausstellen sollte war das alles andere als eine gute Idee …

Dummerweise war ein Streifenwagen in der mexikanischen Polizei in der Nähe. Nicht, dass es dann zwangsläufig schlimm wäre rechts zu überholen. Das Problem war nur, dass sie dadurch auf uns aufmerksam wurden. Und was gibt es Schöneres für chronisch unterbezahlte Straßenpolizisten, als drei reiche „Gringos“? Ich meine mich zu erinnern, dass sie zwei große Dollerzeichen in den Augen hatten, als sie sich unserem Auto näherten. Sie hatten uns an den Straßenrand gewunken und wollten unsere Papiere überprüfen. Die Tatsache, dass wir drei zu dem Zeitpunkt alles andere als verhandlungssichere Spanischkenntnisse aufweisen konnten, machte die Sache für uns natürlich nicht gerade einfacher. Man kann also sicher nachvollziehen, wie nervös und angespannt wir uns in diesem Moment gefühlt haben. Wir zeigten brav unser Visum, unsere Ausweise, unseren Führerschein und unsere Fahrzeugpapiere. Nacheinander arbeiteten die Polizisten jedes Dokument ab, dabei immer eifrig auf der Suche nach potentiellen Möglichkeiten Geld von uns zu verlangen und dann passierte es …

Ein Datum in den Fahrzeugpapieren der Autovermietung war abgelaufen!  Sie erklärten uns, dass das natürlich ein riesiges Problem sei und dass sie jetzt unser Auto wohl oder übel beschlagnahmen mussten. Wobei … Moment mal. Wir müssten das Auto ja eigentlich nur zur Zulassungsstelle bringen und ein paar Pesos zahlen. Doch die war leider bereits geschlossen (Es war nach 18:00 Uhr). Aber da sie unsere missliche Lage nicht nur anerkannten sondern auch noch sehr hilfsbereit waren, boten sie uns an, dass wir die Gebühr ja auch bei Ihnen bezahlen könnten. Sie würden sie dann gleich am nächsten Tag in unserem Namen zur Zulassungsstelle bringen. Na sind die nicht nett? 3000 Pesos, etwas weniger als 200€, sollte uns das ganze kosten. Das entspricht etwa ungefähr der Hälfte ihres regulären Monatslohns.

Da wir natürlich genau wussten welches Spiel gespielt wird, waren wir nicht bereit so viel Geld auszugeben und erklärten Ihnen so gut es auf Spanisch eben ging, dass sie das Auto dann halt beschlagnahmen sollen. Von der Idee waren sie aber auch nicht so begeistert. Wir einigten uns schlussendlich auf 1000 Pesos. Er versuchte dabei zunächst noch händeringend die „Zulassungsstellen-Geschichte“ aufrecht zu erhalten und legte großen Wert darauf, dass ich kurz mit seinem angeblichen Vorgesetzten über Funk spreche um auch von ihm höre, dass sie gerade den offiziellen Zulassungspreis für uns auf 1000 Pesos runtergehandelt haben. Als ich dann aber nach einem Beleg oder den Namen der Polizisten fragte, mussten sie selber lachen.

Um eine lustige Erfahrung reicher konnten wir unseren Trip dann fortsetzen und hatten nach dem schlechten Start doch noch ein fantastisches Wochenende. Später bei der Autovermietung stellte sich übrigens heraus, dass es mit den Fahrzeugpapieren absolut kein Problem gab und die Polizisten das auch ganz genauso wussten.

Wichtiger Hinweis am Schluss: Sollte meine Beschreibung der Straßenpolizei irgendwie abwertend klingen, so ist dies nicht beabsichtigt und keineswegs böse gemeint. Meiner Meinung nach ist eher das grundsätzliche System (bspw. die schlechte Bezahlung) als die individuelle Person an so einem Verhalten schuld. Deswegen sollte man jemanden nicht ohne weiteres verurteilen Und natürlich ist nicht jeder Polizist in Mexiko korrupt.

Euer Freund Florian

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