Zugfahrt im El Chepe

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Zugpersonal und ich, aufgenommen vor El Chepe an der Haltestelle Divisadero

Zugpersonal und ich, aufgenommen vor El Chepe an der Haltestelle Divisadero

In Mexiko wurde der Personentransport in Zügen fast ganz eingestellt. Die beiden letzten Strecken die mir bekannt sind haben es aber in sich. Das wäre zum einen der Tequila Express der von Guadalajara vorbei an wunderschönen Agavefeldern in eine Tequila Destillerie fährt. Daran werden sich aber nur die wenigstens erinnern, denn während der ganzen 3 stündigen Fahrt kann man nämlich schon in beliebiger Menge zahlreiche verschiedene Tequilasorten ausprobieren. Der Zug hält übrigens nur wenige Kilometer vom Geburtsort des Tequila entfernt, einer Stadt die sich, wie sollte es anders sein, Tequila nennt.

Ich will euch heute aber von der anderen Strecke erzählen die Mexiko zu bieten hat, der Strecke des „El Chepe“ durch die „Barranca del Cobre“ (Kupferschlucht) im Norden Mexikos. Sie gilt als eine der spektakulärsten Eisenbahnstrecken der Welt. Die 650 km lange Strecke wird einmal täglich befahren und befördert Passagiere von Chihuahua nach Los Mochis oder zurück. Dabei werden 2400 Höhenmeter zurückgelegt, weswegen man während der eintägigen Fahrt verschiedene Landschafts- und Vegetationsformen erleben wird. Zu Beginn eher dürre ausgetrocknete Kakteensteppen, bei steigenden Höhenmetern gelangt man dann langsam in kühle Bergregionen in denen manchmal sogar Schnee liegt und am Schluss fährt der Zug in ein subtropisches Klima, das mit einem dschungelartigen Wald begeistern kann. In Los Mochis befindet man sich dann schon direkt an der Pazifikküste und kann an traumhaft schönen Sandstränden in der Sonne liegen. Und das alles innerhalb von wenigen Stunden. Wow!

Aber nicht nur die unterschiedlichen Landschaftstypen machen die Fahrt im El Chepe zu einem einzigartigen Erlebnis. Mit 37 meist sehr schmalen Brücken und 87 Tunneln ist auch sonst Abwechslung angesagt. Ansonsten gibt es unterwegs mehrere Haltestellen  die zu einem mehrtägigen Aufenthalt einladen.

Wir haben 2 Nächte in Creel verbracht und sind dort mit gemieteten Quads durch die Landschaft und zu den heißen Thermalquellen im Freien gefahren. Am darauffolgenden Tag sind wir mehrere Stunden auf den Grund eines Canyons in ein kleines Städtchen namens Batopilas gefahren. Dort leben unter anderem auch viele Stammesmitglieder der berühmten Tarahumara, mexikanische Eingeborene die angeblich die besten Langstreckenläufer der Welt sein sollen (Wer gerne jogged so wie ich, dem kann ich in diesem Zusammenhang das Buch „Born to Run“ wärmstens empfehlen!). Die Gegend bietet noch viele weitere Sehenswürdigkeiten insofern lohnt sich der Zwischenstopp in Creel mit Sicherheit!

Abgesehen von den Vorzügen der Haltestellen, ist die Fahrt an sich auch schon ein traumhaftes Erlebnis. Zwischen den einzelnen Wagons gibt es einen Bereich mit großen Fenstern die man öffnen kann. Stundenlang stand ich dort mit rausgestrecktem Kopf, habe mir den Fahrtwind durch die Haare wehen lassen und die beeindruckende Landschaft genossen. Traumhafte Momente die ich nie wieder vergessen werde.

Euer Freund Florian

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